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19.04.2021:
Ein Tupfer violett ...

... das hebt doch gleich die Stimmung in diesen winterlichen Temperaturen, in denen sich sogar die Sonne in Wolkenkissen versteckt und vom blauen Himmel auch nichts zu sehen ist weit und breit. Genau, weit und breit. Denn mein Landschaftsüberblick geht übers ganze Tal, zwei, drei Ortsteile und ein Riesenstück Albskyline. Nur zur blauen Stunde färbt sich das Grau blau.
Ein Zahnarzttermin auf dem anderen Berg verschaffte mir dieses kleine violette Paradies. Denn auf dem Rechberg sind Farbtupfer noch Seltenheit, weil auch Veilchen und Primeln ihre Blüten frierend einrollen, statt ihre Farben auszubreiten. Unerschrocken dagegen die daysies, die Gänseblümchen. Sie stehen da mit breit aufgefächerten Blütenblättern im Graubraungrün der Wiese.
Die Wiese erscheint mir als Spiegelbild meiner Seelenstimmung. Undefinierbares Farbgemisch mit einigen freundlichen Hoffnungsspitzen. Ich gebe zu, ich hänge durch. Nein, noch nicht bis auf den Boden, aber doch bedenklich. Irgendwie scheine ich Trampelpfade durch mein Gehäuse zu ziehen. Spuren, die tiefer und tiefer werden, keinen Schritt daneben erlauben.
Aber wie heißt es doch so schön, wer Regen nicht kennt, weiß die Sonne nicht zu schätzen. Schätze mal, an diesem Punkt - hoffentlich nicht of no return - bin ich grad. Also krame ich ein Zipfelchen Optimismus raus und rede es mir schön:
Die Tomatensetzlinge sprießen, das Basilikum büschelt prächtig, die glatte Petersilie wächst nach und die Kamelie beherbergt eine Brennnessel im Topf, die mir die morgendliche infusion fraicheur liefert. Ich fürchte, das Leben ist doch schön. Hatte nur so viele lose Enden in der Hand.