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01.12.2018:
Wir können die Welt durch die Kraft der Musik verändern

"Wir kommen aus der Hölle und wünschen uns nichts mehr als Frieden für die Welt. Frieden für unsere Heimat. Wir können die Welt durch die Kraft der Musik ändern." Das behauptete Aeham Ahmad nicht nur, sondern bewies, dass eingeschworene Schwaben arabische Musik lieben und mitsingen können. Im Kulturcafé a.l.s.o in Schwäbisch Gmünd.
Der 30-jährige Syrer floh 2015 nach Deutschland und landete kurz danach auf der Bühne des Münchner Königsplatzes mit Judith Holofernes, "Sportfreunde Stiller" und Herbert Grönemeyer beim "Stars-sagen-Danke-Konzert".
Der Weg dahin hatte Höhen und Tiefen. Sein Vater, Musiker und Klavierstimmer, unterstützte seinen Sohn. Aber die Onkel fragten, als ein neues Klavier angeschafft wurde: "Kann man darin schwimmen?", oder sagten: "Jetzt kannst Du einen Gemüsestand aufmachen vor der Tür!"
Doch Aeham Ahmad übte weiter fleißig auf den Tasten. Doch nicht immer. Als Teenager brach eine Flaute los, aber sein Vater wusste Rat. Für jede geübte Stunde erhielt sein Sohn einen Stundenlohn. Der Erfolg: Der Sohn übte mehrere Stunden am Tag.
Dann kam der Krieg. Yarmouk, ein Vorort von Damaskus, wurde von der Versorgung abgeriegelt, viele Menschen verhungerten. Damit wollte sich Aeham Ahmad nicht abfinden. Er packte mit Freunden sein Klavier auf einen Wagen und zog in die Ruinen, um dort Beethoven und Mozart zu spielen wider den Hunger und die Schrecken des Krieges. Ein Freund filmte ihn dabei und veröffentlichte die Videos auf Youtube. Aeham Ahmads Aktion wurde weltweit bekannt.
Der IS besetzte Yarmouk und verbrannte das Klavier. Für den Musiker war das, als ob sein Freund verbrannt wurde. Das Leben wurde noch härter für ihn: Ein Granatsplitter hatte seine rechte Hand schwer verletzt, den Traum von der Karriere als Konzertpianist zerstört, sein Instrument war verbrannt und er im Visier des IS. Da blieb nur noch die Flucht.
Heute ist er nicht nur erfolgreicher Musiker mit Konzerten in Deutschland und europaweit, er hat auch seine Geschichte veröffentlicht: "Und die Vögel werden wieder singen - Ich, der Pianist aus den Trümmern." Seine Geschichte, in sieben Sprachen übersetzt. Ein Mann, der seine Schrecken in Musik übersetzt, die Melodien sind angefüllt mit Klagen, Träumen, Tränen und voll Beethovens Elise, Neunte und Mozartmelodien, die er mit eigenen Variationen zu ungewöhnlichen Hörerlebnissen formt. Und beim Gmünder Konzert wurde es eindringlich: Die Gedanken sind frei - mit der Aufforderung, alle Strophen mitzusingen, einmal in der Mitte des Konzerts und als zweite Schlusszugabe: "Denkt dran", so der Musiker, "ihr habt das, wovon viele Menschen auf der Welt träumen, aber nicht haben. Schützt euer kostbares Gut!"