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31.12.2013:
Der Winter, der den Frühling mimt

Verwirrend, wenn morgens der Himmel frühlingshaft-frühsommerliche Farben zeigt, wenn der Prunus vorm Küchenfenster mit rosa Blütenbüscheln glänzt, die marokkanische Minze auf der Terrasse fettglänzende pralle wohlduftende Blätter entfaltet, ein Pfauenauge selig im Sonnenschein taumelt und der Fink den Takt dazu schlägt. Verwirrende Zeichen.
Ich atme den zarten Duftnebel der Morgentau-Tasse und frage mich: "Habe ich einen Zeitsprung gemacht? Winterschlaf und grad erst aufgewacht?"
Müde genug war ich ja. Das Schnippeln und Drücken und Kneten der nicht enden wollenden Zutaten für die georgisch-deutsche Festtafel am zweiten Weihnachtstag, das dreitägige Kochprogramm, das in der gemütlichen Runde endete, in die noch viele hungrige Mäuler gepasst hätten, war erschöpfend - und beseligend. Endlich! Endlich mal wieder eine große Runde, die still vergnügt speiste und dank der unterschiedlichen Gerichte nicht in Fressnarkose verfiel. Kein Bratendrücken, das die Esser in die Horizontale schickt, sondern angenehme Sättigung als Grundlage für Geist und Witz und Humor, die das Gespräch beflügelten.
Nein, es ist kein Zeitsprung. Nur eine Wetterkapriole, die uns vorgaukelt, das das so weitergeht. Nie im Leben! Da kommt was nach, ganz sicher. Es lohnt sich nicht, die Wintersachen wegzuräumen. Lasst die dünnen Gewänder, wo sie sind, Väterchen Frost mit seinem Flockensack wartet hinter dem Berg und bereitet seinen Überfall vor. Schmetterling, flieg, flieg schnell weiter … es ist der letzte Tag des Jahres, vorwitziges Pfauenauge, du bist erst später dran!