03.04.2013:
Treppengeschwätz
Ganz schön lebendig wird es, wenn ich für längere Zeit das Haus verlasse. Die Temperatur wird gekappt, was den Spinnen Anlass zu heftiger Aktivität ist. Frieren Spinnen? Müssen sie sich warmhalten durch Netzbau? Haben sie sich in unzugänglichen Ecken eingenistet? Vermehren sie sich im Minutentakt? Meine Beseneinheiten belachen sie nur, verhalten sich still und sagen sich, irgendwann ist sie wieder mal unterwegs und dann!
Bin ich eine gute Hausfrau? Am schwäbischen Standard gemessen - ach, lassen wir das! So glatt poliert - und gefährlich - wie im Predigermuseum sind meine Treppen nicht. Wie auch, meine sind ja mit Teppich belegt, mit "Stolpersteinen" für den schnellen Hausputz, die den fleißigen Weberinnen kunstvolle Ankerpunkte für ihre Netze bieten. Anlass fürs Deprimiertsein?
Nein, niemals, wenn man solchen Dialogen lauschen darf ...
Ach, sagte Nofretete, Du hängst mir zum Halse raus!
Und du, antwortete das Einhorn, du mir ebenfalls!
Aber, aber, sagte die Dame, die in dem gestickten Aubusson-Teppich-Rosengarten zierlich die Füße kreuzte, ich bitte euch …
Halt doch den Mund, bafften Nofretete und das Einhorn gleichzeitig, du kannst ja noch nicht einmal wütend werden - da bist du dir ja zu fein dazu!
Die Dame zuckte leicht zusammen. Diesen Ton war sie nicht gewöhnt. Immerhin schrieb man das Jahr
1472 und sie stand hoch bei Hofe.
Ich weiß, was du denkst, näselte das Einhorn und senkte sein Horn in die Nähe der Hüfte der Dame ...
Das wagst du nicht, du Scheusal, zischte die Dame und entkreuzte ihre Füße, sprungbereit …
Doch, ich mach's!
Einhorn, sei kein capricorn!, sagte Nofretete streng.
Das nimmst du zurück, Nof, japste das Einhorn, nimm das zurück! Ich bin keine Ziege, ich bin kein Steinbock, ich bin das edelste Tier …
Nun musste die Dame kichern. Sie hob ihr spitzenbesetztes Taschentuch und verbarg ihren Mund.
Ich hab es gesehen, du Dame, du! Einhorn war wütend und scharrte mit den Hufen.
Beruhige dich, Nofretete flüsterte es liebevoll von Stufe drei des ersten Absatzes.
Du kannst wenigstens auf der Treppe rauf- und runtergucken, maulte das Einhorn, aber ich hänge hier in diesem Rosengarten …
... und jeder schaut dich an, Nofretete seufzte tief …
Pass auf, Nof, Deine Stirn schlägt Falten, näselte die Dame von oben herunter.
Auch das noch, Nof entrunzelte die Stirn und schaute wieder lässig geradeaus und schrak zusammen.
Nof, das Einhorn legte soviel Sanftheit wie möglich in seine Stimme, Nof sag was!
Schweigen breitete sich wie ein feiner Schleier über die Stufen zum Wandteppich. In eng verflochtenen Feldern aus spinnenfeinen Fäden, nur sichtbar durch die kleinen Staubmäuse, die sich verfangen hatten.
Du hast mich ganz falsch verstanden, Einhorn, seufzte Nofretete, mir hängt die Spinne zum Halse raus mit ihren vielen Fäden.
Treppengeschwätz
Ganz schön lebendig wird es, wenn ich für längere Zeit das Haus verlasse. Die Temperatur wird gekappt, was den Spinnen Anlass zu heftiger Aktivität ist. Frieren Spinnen? Müssen sie sich warmhalten durch Netzbau? Haben sie sich in unzugänglichen Ecken eingenistet? Vermehren sie sich im Minutentakt? Meine Beseneinheiten belachen sie nur, verhalten sich still und sagen sich, irgendwann ist sie wieder mal unterwegs und dann!
Bin ich eine gute Hausfrau? Am schwäbischen Standard gemessen - ach, lassen wir das! So glatt poliert - und gefährlich - wie im Predigermuseum sind meine Treppen nicht. Wie auch, meine sind ja mit Teppich belegt, mit "Stolpersteinen" für den schnellen Hausputz, die den fleißigen Weberinnen kunstvolle Ankerpunkte für ihre Netze bieten. Anlass fürs Deprimiertsein?
Nein, niemals, wenn man solchen Dialogen lauschen darf ...
Ach, sagte Nofretete, Du hängst mir zum Halse raus!
Und du, antwortete das Einhorn, du mir ebenfalls!
Aber, aber, sagte die Dame, die in dem gestickten Aubusson-Teppich-Rosengarten zierlich die Füße kreuzte, ich bitte euch …
Halt doch den Mund, bafften Nofretete und das Einhorn gleichzeitig, du kannst ja noch nicht einmal wütend werden - da bist du dir ja zu fein dazu!
Die Dame zuckte leicht zusammen. Diesen Ton war sie nicht gewöhnt. Immerhin schrieb man das Jahr
1472 und sie stand hoch bei Hofe.
Ich weiß, was du denkst, näselte das Einhorn und senkte sein Horn in die Nähe der Hüfte der Dame ...
Das wagst du nicht, du Scheusal, zischte die Dame und entkreuzte ihre Füße, sprungbereit …
Doch, ich mach's!
Einhorn, sei kein capricorn!, sagte Nofretete streng.
Das nimmst du zurück, Nof, japste das Einhorn, nimm das zurück! Ich bin keine Ziege, ich bin kein Steinbock, ich bin das edelste Tier …
Nun musste die Dame kichern. Sie hob ihr spitzenbesetztes Taschentuch und verbarg ihren Mund.
Ich hab es gesehen, du Dame, du! Einhorn war wütend und scharrte mit den Hufen.
Beruhige dich, Nofretete flüsterte es liebevoll von Stufe drei des ersten Absatzes.
Du kannst wenigstens auf der Treppe rauf- und runtergucken, maulte das Einhorn, aber ich hänge hier in diesem Rosengarten …
... und jeder schaut dich an, Nofretete seufzte tief …
Pass auf, Nof, Deine Stirn schlägt Falten, näselte die Dame von oben herunter.
Auch das noch, Nof entrunzelte die Stirn und schaute wieder lässig geradeaus und schrak zusammen.
Nof, das Einhorn legte soviel Sanftheit wie möglich in seine Stimme, Nof sag was!
Schweigen breitete sich wie ein feiner Schleier über die Stufen zum Wandteppich. In eng verflochtenen Feldern aus spinnenfeinen Fäden, nur sichtbar durch die kleinen Staubmäuse, die sich verfangen hatten.
Du hast mich ganz falsch verstanden, Einhorn, seufzte Nofretete, mir hängt die Spinne zum Halse raus mit ihren vielen Fäden.