05.07.2012:
... und ich durfte sie ausziehen!
... sagte Gunter Dlabal vom Südwestdeutschen Gauverband der Heimat- und Trachtenvereine zu mir, als ich ihn interviewte. Anlass war eine Vorstellung vor Schülern, die die Kunstfertigkeit dieser Bekleidung kennen lernen sollte. "Aber nur bis zum Unterrock!", versicherte er, als ich ihn hochinteressiert ansah. Er sprach darüber, dass das Föhrer Gewand als Tracht des Jahres ausgewählt wurde. "Und, hatten Sie eine große Dose zur Hand?", fragte ich nach. Verständnisinnig nickte er ein Ja.
Eine Besonderheit der Föhrer Tracht ist, dass sie nicht geknöpft oder geknotet wird, sondern mit Nadeln gesteckt. Zwei Stunden dauert es, bis die Tracht angezogen ist. Etwas, das man nicht alleine schafft, sondern nur mit Helferinnen. Allein Kopf- und Schultertuch werden mit über 100 Nadeln festgesteckt. Dann sitzt alles da, wo es hingehört, und der kostbare Silberschmuck, der bis heute noch in Portugal hergestellt wird, kann angelegt werden. Ein Schmuck, der so kostbar ist - und heute fast unbezahlbar - dass er im Safe aufgehoben wird. Er zeugt vom Reichtum der Föhrer Walfänger. Und war sicher auch ein Trostpflaster für die Föhrer Ehefrauen, die ihre Männer nur wenige Tage im Jahr bei sich zu Hause hatten.