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09.07.2011:
Etes-vous une fée?

Aarau, eine Stadt in der Schweiz, hat eine idyllische Altstadt. Ich hatte sie mir größer vorgestellt. Diese Stadt, die offensichtlich jedem bekannt war, der hörte, dass ich am Wochenende in Aarau sei. "Aarau, das habe ich doch schon mal gehört!" Als ich am Bahnhof die Informationen über Aarau las, war ich verblüfft. Die Stadt hat nur knapp 20 000 Einwohner - und ist weit bekannt.
Das Wetter war warm, mit blauem Himmel und einigen schwarzen Wolkenknäueln.. Trotzdem lockte der Tisch im Freien. Als mein Glas gebracht wurde, begann es leicht zu sprühen, vom Himmel her, und gleichzeitg ergoss sich eine fulminante Klangwoge von Tomaso Albinonis Adagio g-moll in die Häuserflucht. Surreal, total surreal, dachte ich. Ich sitze am Samstagabend in Aarau in der Fußgängerzone vor einem Glas Wasser und höre unsere Sonntagsmusik. Das Nieseln vertrieb mich nach drinnen. Durch das Fenster schaute ich auf ein außerordentliches Spektakel. Voll Grazie drehte und streckte sich eine Ballerina, und schuf ihre Figuren auf dem Kopfsteinpflaster zu Albinonis Musik. Wann immer ein Bus sich ihrer "Bühne" näherte, drehte sie leicht und elegant eine Pirouette zur Seite, einmal nach links, beim nächsten nach rechts. Ohne Unterbrechung, ganz der Musik ergeben.
Zvetlana Messerli heißt die Frau, die ein kleiner Junge fragte: "Etes-vous une fée?" Wie eine Elfe glitt sie über das Kopfsteinpflaster in ihrem Spitzengewand, den Spitzenstrümpfen und den hellen Locken. Graziös bringt sie ihren lang gehegten Traum aufs 'Parkett'. Als sie mit 22 Jahren daraus einen Beruf machen wollte, sagte der Vater nein. Sie studierte und wurde Textilingenieurin. Kam aus Bulgarien in die Schweiz, heiratete Herrn Messerli, der sie heute getreulich begleitet. Bei ihren Auftritten auf den Pflastern der Städte. Und macht als Pensionärin endlich ihren langgehegten Traum wahr. Mit 67 Jahren.