05.12.2010:
Vor Absturz gesichert!
Wo notiere ich Geistesblitze? Wo speichere ich geniale Sätze? Wo skizziere ich Situationen? Als ich im Zug nach Hamburg saß, sah ein Zehnjähriger, wie ich ein Notizbuch nach dem anderen aus der Tasche zog, um etwas zu notieren. "Du bist aber altmodisch!" kommentierte er. Ich schaute fragend auf. "Wieso schreibst Du denn in Hefte! Hast Du kein Laptop?"
Es wurde still im Abteil. Das eifrige Klicken der Tastaturen verstummte und verstohlene, erwartungsvolle Blicke richteten sich auf uns. "Ich schreib gern auf Papier", begann ich. "Du machst die Umwelt kaputt. So viele Bäume und das ganze Wasser und der viele Strom - bloß für Deine Hefte!" konterte der Junge vorwurfsvoll. Allmählich war wieder das Klicken zu hören. Ein Argument, dachte ich. Warum schreibe ich eigentlich in meine Notizbücher und nicht auf dem Laptop? Der Junge sah mich noch immer fragend an. Er wollte eine Antwort. Da kam ich nicht drum rum. Vor allem, weil noch vier Stunden gemeinsame Bahnfahrt vor uns lagen. "Mmmh", sagte ich, "da muss ich erst drüber nachdenken," .
Kurz vor der Einfahrt in Hamburg-Dammtor hörten wir ein Stöhnen. Der Junge sprang auf und flitzte nach hinten. "Was ist passiert?" "Mein Laptop! Abgestürzt!" Ah, da war doch die Antwort. Ich zog meinen Koffer durch den Gang und wisperte dem Jungen ins Ohr: "Jetzt weißt Du, warum ich Notizbücher nehme! Absturzsicher!"