18.11.2010:
In der 601-jährigen Geschichte der Alma mater erste Frau an der Spitze von Deutschlands zweitältester Universität
"Sie wird der Uni eine Seele geben"
Beate Schücking zur ersten Rektorin der Alma mater gewählt / Klares Votum des Erweiterten Senats
Aus der Wahl für das höchste Amt der Leipziger Universität ist Beate Schücking vorgestern als Siegerin hervorgegangen. Die Medizinerin, die derzeit noch an der Uni in Osnabrück wirkt, setzte sich klar gegen die Mitbewerberin Sabine Kunst von der Uni Potsdam durch. Mit Schücking wird erstmals in der 601-jährigen Geschichte der Alma mater eine Frau an der Spitze von Deutschlands zweitältester Universität stehen, die seit 2003 von Franz Häuser geleitet wurde.
Dienstag, kurz vor 14 Uhr. Nach fast dreistündiger Sitzung des Erweiterten Senats der Uni klingt Beifall aus dem Hörsaal 8 auf dem Campus am Augustusplatz. Die Mitglieder des Gremiums erheben sich von den Plätzen und applaudieren Professorin Schücking zu ihrer Wahl als Rektorin. Sie konnte bereits im ersten Durchgang 49 der 70 abgegebenen Stimmen auf sich vereinen und behauptete sich damit deutlich gegenüber Professorin Kunst, der zweiten Kandidatin. Die feierliche Amtseinführung ist für den 2. Dezember, dem Dies academicus, geplant, vorher muss das Wissenschaftsministerium in Dresden die Personalentscheidung allerdings noch bestätigen.
Die 54-Jährige tritt die fünfjährige Amtszeit mit dem Ziel an, die Akademikerschmiede mit rund 27 000 Studenten trotz aller nötigen Sparmaßnahmen in der Spitzengruppe der Universitäten zu positionieren. "Da, wo sie eigentlich hingehört", meinte Schücking, die auch die Internationalisierung der Uni und vor allem deren Öffnung in Richtung Osteuropa vorantreiben will. Es gelte, den Anteil ausländischer Studierender von aktuell knapp zehn auf 15 Prozent zu steigern. Angestrebt werden müsse auch eine bessere Position im Förderungsranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Dort liegt die Uni derzeit auf Rang 40 und damit im unteren Mittelfeld. Platz 20 gab Schücking als perspektivische Zielmarke vor. Weitere zentrale Anliegen seien die Beschleunigung von Berufungsverfahren für Professoren sowie - im Sinne der Gleichstellung - eine Erhöhung der Zahl der Frauen auf Lehrstühlen. Schücking verwies auch darauf, dass es bei den Bachelor- und Master-Studiengängen noch Optimierungsbedarf gebe. Einsetzen will sie sich ebenso für eine intelligente Studienorganisation und die Erweiterung des Netzwerkes von Wissenschaft und Wirtschaft. Insgesamt wolle sie "die Universität Leipzig als liebens- und lebenswerten Kosmos weiterentwickeln".
Der Wahltag war zugleich der letzte Arbeitstag von Häuser, der zu den ersten Gratulanten gehörte. Das "überzeugende Ergebnis", das Schücking erzielte, habe ihn letztlich nicht mehr überrascht, weil bei der Vorstellung der Kandidatinnen vor dem Erweiterten Senat eine Tendenz erkennbar gewesen sei. Frank
Zöllner, Professor für Kunstgeschichte, erklärte: "Diese Rektorin ist eine Hoffnungsträgerin für die Uni." Professor Jürgen Haase, der Dekan der Fakultät Physik und Geowissenschaften, merkte an: "Sie wird der Universität eine Seele geben."
Positiv reagierte der Studentenrat (Stura) auf die getroffene Wahl. Gehofft werde auf eine "gute und gewinnbringende Zusammenarbeit", nachdem Schücking versichert habe, alle Hochschulgruppen konstruktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Stura-Sprecher Simon Feldkamp: "Von der neuen Rektorin liegt bereits ein Gesprächsangebot vor und sie hat betont, dass sie auf pfiffige Ideen gerade aus den Reihen der Studentenschaft angewiesen ist." Thomas Mayer/Mario Beck
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