09.07.2010:
Emma Martha Louise wäre heute 98 Jahre auf der Erde
Sie war das siebte der dreizehn Kinder der Familie. Es war normal, dass jedes Jahr ein neues Kind dazu kam. Und eher die Ausnahme, wenn es einmal zwei oder gar drei Jahre dauerte. Schmerzlich war es, die Mutter zu sehen, wenn eines der Kinder starb. Emma Martha Louise hörte von dem ältesten Bruder, der nur sieben Wochen gelebt hatte. Ein Winterkind, wie ihre Mutter Marie immer sagte. Der Sohn, der die Kälte des Winters im Jahre 1903 nicht ertragen konnte, die ewige Dunkelheit. Und dann die Trauer um Martha, Emma Martha Louises zwei Jahre jüngere Schwester, die neun Jahre lang ihre liebste Schwester war. Als die Schwester plötzlich im See versank und sie keiner lebend herausholen konnte, kam der große Schmerz zur Elfjährigen, der sie ihr ganzes Leben begleiten sollte. Das bisher so fröhliche Mädchen, das Tiere liebte, wild auf den Pferden ritt, dem Vater in der Schmiede zur Hand ging, wurde still, in sich gekehrt. Am liebsten hütete sie die Kühe, mit den braunen Augen und den sanften Mäulern.
Emma Martha Louise wurde nichts in ihrem Leben geschenkt. Früh wurde sie Witwe. Hatte ein Kind, das seinen Vater nicht kannte und einen Kriegsmann, der seine Tochter nie kennen lernte. Sie erlebte harte Zeiten, biss sich durch, wurde im Alter nicht verbittert und blieb bis über 85 Jahre selbstständig. Dann ging es nicht mehr. Dieser Wechsel in die Tochter-Familie war sicher nicht einfach. Aber auch hier kein böses Wort, sondern stets für jeden ein liebes Wort. Es waren zwei sehr anstrengende Jahre, als wir Dich zu Hause bei uns pflegen durften. Aber nie werden wir es vergessen: "Ach, Du meine Sonne!" begrüßte sie ihre Kinder. Heute vor zehn Jahren schloss sie nach einem Scherz zu einem hübschen jungen Pfleger ihre Augen für immer. Aber auch das ganz typisch für Emma Martha Louise.