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15.10.2009:
Im Sommer fuhren Charlotte und ich nach Pirmasens, um für die Reportage "Schuhmodelleurin" zu fotografieren und recherchieren. Heute wird der Artikel ins Netz gestellt!

Wie wird aus der Idee ein Schuh?
Jeder trägt sie. Mancher hat ein Paar, andere 300. Sie sind nützlich, sie schmücken, sie halten warm oder sind luftig, sie schützen vor Nässe, Schmutz und Gefahren am Arbeitsplatz. Aber wie schafft es die Idee eines Schuhs in die Realisation? Für die Kollektion bei Stockmayer + Sohn kommt da Brigitte Frank ins Spiel. In ihrem "Modellschuhhaus" in Pirmasens führte sie uns in ihrer Werkstatt am Beispiel "Sneakers" in die Umsetzung ein. Die Werkstatt ist ein Sattgucker. Rollen unterschiedlicher Materialien stapeln sich in vielen Farben und Stärken in den Regalfächern. "Wird Zeit, dass mich mein Sohn mal wieder besucht!" lacht Brigitte, "dann ist alles wieder sorgfältig sortiert nach Farben!" Für unsere Augen ein Eldorado - da bekommt man gleich Lust, selbst was zu machen - der Fundus lädt gerade dazu ein. Brigitte Frank, 49, führt seit 17 Jahren ihre Firma in Eigenregie. Nach ihrer Lehre als Schuhmodelleurin sammelte sie mehrere Jahre praktische Erfahrungen bei verschiedenen Schuhherstellern. Dann packte sie die Lust, etwas auf die Beine zu stellen, um ihre Zeit als junge Mutter selbst einteilen zu können. Ergebnis: Das eigene Modellschuhhaus. "Neue Entwicklungen, sich Kundenwünschen zu stellen, das reizt mich! Ich liebe Herausforderungen, die ich bewältigen darf!" Wir schauen Brigitte fragend an. "Herausforderungen, die ich bewältigen darf?" - viele Menschen sprechen in diesem Zusammenhang eher von "bewältigen muss". Aber bei ihr ist das anders. Für sie sind Aufträge auch eine Reise in ein Abenteuer. Und Abenteuer definieren sich über Neues, Überraschungen, über Können, Mut und Geistesgegenwart. Immer ein Jahr voraus - so ist das im Metier Mode. Wenn der Herbst eines Jahres beginnt, hat sie bereits die Herbstkollektion für das nächste Jahr entworfen. Auf Messen hat sich Brigitte informiert, welche Farben, Formen und Materialien die Modeschöpfer planen. Dann beginnt die Kreativphase, Nun gilt es, das, was Mailand, Paris und New York für die Oberbekleidung zeigen, für den eigenen Kundenstamm in tragfähige und kundengerechte Ideen und Modelle zu verwandeln. Das ist ein Strang ihres Business. Ein weiterer sind konkrete Aufträge. Zum Beispiel von Stockmayer + Sohn. "Sneakers" sollen es sein. Brigitte macht Vorschläge zu Farben und Ausführung.
Ute Rosenfelder, Geschäftsführerin, spricht in ihrem Team über die Materialien und bringt diese ins Modellschuhhaus. Entwürfe mit Beschreibung von Farben und Material sind der nächste Schritt. Man spricht sich ab - und dann geht es in die Produktion des Musterschuhs. Jetzt beginnt die Phase Handarbeit. Mit geübtem Schwung gleitet das Schneidemesser neben der Schablone durch das Material. Das, was an einen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen erinnert, ist die Spitze des Sneakers. Das Schneidemesser kurz angelegt, schon ist die linke Oberteil-Hälfte ausgeschnitten, kurz darauf liegen auch die rechte und die Fersenkappe auf dem Tisch. Auf der Schablone des Modells sind Details aufgezeichnet, z. B. Farbstreifen und Einsätze. Sie werden ebenfalls ausgeschnitten. Faszinierender Moment: Alle Einzelteile sind auf dem Tisch ausgelegt. Brigitte beginnt mit dem Nähen. Die passenden Farbrollen der Garne liegen bereit, die Nadel surrt und näht die Streifen auf. Spitze und Ferse werden mit einer Oberhälfte verbunden. Dann die andere Hälfte und Schnürlasche - der Oberschuh liegt fertig vor uns. Mit flinken Fingern werden die Schnürsenkel geschnürt. Letzter Schritt: Oberschuh und Sohlen werden verbunden - und das erste Modell ist fertig.