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06.06.2012:
Darauf haben wir 850 Jahre gewartet

Ganz Schwäbisch Gmünd ist im Staufer-Taumel. Die älteste Stauferstadt macht Mittelalter - wie die Gmünder sagen. Männer sind unrasiert - sogar Banker tragen mehr als Dreitagebärte, denn sie sind ins Finale eingezogen. Bart muss sein, wenn man als Tempelritter oder Sarazene nicht auffallen will, als Bäcker und Bauer allemal. Denn es gilt, in historisch getreuen Inszenierungen die Dynastie der Staufer in der ältesten Stauferstadt wieder lebendig werden zu lassen.
Auf dem Bahnsteig beim Warten auf den Zug wird es nicht langweilig, denn in der Waffenschmiede gegenüber wird gehämmert und geschmiedet. In der Stadt trifft man auf kostbar gewandete Damen. Alle Kleider und Wämser werden in drei Schichten von den ehrenamtlichen Nähern (!) und Näherinnen in der Gewandmeisterei hergestellt. Da gibt es die Nähabteilung, die Stickgruppe, Lederabteilung, eine für Kopfbedeckungen wie Helme, Tücher und Turbane, eine Hutabteilung für Woll- und Filzhüte und mehr. Angeleitet werden geschickte Laien von Schneidermeisterinnen und Modedesignerinnen. Es gilt, die Gewandungen so authentisch wie möglich herzustellen. Wie das Original aus dem Jahr 1133 hat der Krönungsmantel die Maße von 1,6 mal 3,4 Metern. Rekordverdächtig ist die Anzahl der doppelreihig von Hand angenähten 100000 Perlen, Goldfäden und Edelsteine. Ein nachhaltiges Ereignis, dieses Stauferfest. Alle Gewänder werden im Fundus für zukünftige Veranstaltungen aufbewahrt, der Krönungsmantel im Prediger ausgestellt. Und während des Stauferwochenendes vom 6. bis 8. Juli ziehen die Siebzger - alle, die in diesem Jahr siebzig werden und sich im Altersgenossenverein organisiert haben - in historischen Gewändern mit ihrem Festzug durch Schwäbisch Gmünd.
Höhepunkt des Stauferwochenendes ist die eigens von Stephan Kirchenbauer geschaffene Staufersaga mit 850 Mitwirkenden. Ein Historienspiel über Kaiser, Klöster, Herrscherfrauen. Dazu gibt's den Stauferfestumzug durch die historische Innenstadt, Stauferturnier, Stauferlager und Staufermarkt - und diese Stadt wächst zusammen wie schon lange nicht mehr: Bürger, Läden und Wirtschaft spenden Geld, Materialien und Arbeitszeit, aus vielen Ländern kommen Originalstoffe für die Gewänder. Die Stadt brummt, ist lebendig und engagiert. Schwäbisch Gmünd entwickelt einen neuen Zauber!